Wer hört nicht gerne:
„Super, die Ausarbeitung des Projektes haben Sie sehr gewissenhaft gemacht.“
„Ganz toll, wie Sie sich da so eingebracht zu haben.“
„Der Kunde war ganz begeistert.“
Und last but not least: „Wir sind so dankbar, dass Sie unser Team bereichern, ohne Sie wäre die Firma nur halb so produktiv, kreativ, umsatzstark, oder was auch immer…“
… und ganz schnell fühlen wir uns wertgeschätzt: Wir sind der Held vom Erdbeerfeld!
Die kleine Freude nebenbei: Lob und Anerkennung. Und obwohl alle wissen, wie wichtig diese auch für die Motivation sind, denn die Unternehmensberater und Trainer predigen es seit Jahren mit Engelszungen – was zeigt uns die freie (unternehmerische) Wildbahn? Nix! Wer bekommt sie denn tatsächlich, die echte Anerkennung und das ernst gemeinte Lob?
Den Umfragen zu Folge nur eine Handvoll. Denn es beklagen sich alle durch die Bank weg: Der Mitarbeiter beklagt sich über die Führungskraft, die es regelmäßig versäumt den Einsatz zu würdigen. Die Führungskraft vermisst die Dankbarkeit des CEO, immerhin reißt sie sich den Allerwertesten auf und wird abgekanzelt mit einem Lächeln und dem Satz: „Na Sie erhalten doch jeden Monat eine hohe Entschädigung, was wollen Sie denn noch?“ Also ist Anerkennung und Lob gleich Geld? … nicht für jeden.
Der Chef (oder auch der Vorstand) hat sich für Lob vielleicht schon verschlossen, denn er ist ja zuvor schon den gleichen Weg gegangen… auch ohne Anerkennung und hat es überlebt. Getreu nach dem Motto: „Was uns nicht umbringt, macht uns nur härter.“ Wenn also so gar kein Lob kommt und Anerkennung in der Statistik gen Null tendiert, dann kommt es nur schwerlich auf, das schöne Gefühl des „Gebraucht-Werden“ vom Held vom Erdbeerfeld. Jetzt könnte es sein, dass die Helden des Alltages dünn gesät sind. Und vielleicht denkt mancher Chef auch wirklich so, dass es eben nichts zu loben gibt. Oder die Angst ist da, es könnte zu viel gelobt werden und der Gelobte bekommt „Oberwasser“ und fühlt sich gleich wie der Held der gesammten Erdbeerkolonie.
„Das geht aber so nicht! Wertschätzung muss sein!“, empören sich jetzt einige, sicherlich mit Recht. Lob und Anerkennung darf und sollte sein, doch wenn sie nicht kommt? Was dann? Was sind wir bereit zu tun, um sie zu bekommen? Wie weit gehen wir für das Gefühl, beachtet und wertgeschätzt zu werden? Kinder benehmen sich anständig und bekommen dann, als Belohnung ein Eis… manchmal sogar einen Erdbeer-Becher. 🙂 Und was tun wir Erwachsenen nicht alles? Wie weit verbiegen wir uns um zu gefallen? Um der Held vom Erdbeerfeld zu sein?
Spätestens jetzt kommt der Aufschrei: „Also ich, ich verbiege mich nicht! Niemals!“ – Wirklich nicht?
Ja, es ist ein himmelweiter Unterschied, ob Mann/Frau sich über Anerkennung freut, oder ob es ein notwendiger Bestandteil ist, durch den man sich besser fühlt. Wer die Anerkennung braucht – und sie sich aktiv einholt, nach ihr hechelt – sich unmotiviert und schlecht, oder gar „angepisst“ fühlt, wenn diese nicht da ist, der ist bereit sich zu verbiegen. „Fishing for compliments“ sagen die Amerikaner dazu.
Es ist verdammt schwer ein Held zu sein, ohne die Anerkennung und den Ruhm seiner Taten durch andere… beklagt sich das Ego und fordert DAS ein, was es nährt.
Und so treibt die Gier des Egos nach Anerkennung und Wertschätzung den ein oder anderen durch das Hamsterrad und gegebenenfalls auch in eine Sucht.
Wer das Spiel mitspielt, darf sich bewusst sein, damit Manipulationen Tür und Tor zu öffnen.
Als Ball im Spiel der anderen ist er/sie ganz leicht manipulierbar, frei nach dem Motto:
Du willst Anerkennung?
Dann gib mir ….
Willst du auf dem Treppchen stehen? Dann mache….
Demnach liegt Verbiegen und Manipulation nah bei einander? Durchaus! Es wird noch grotesker: Beide haben am Ende das bekommen, was sie wollten: der eine seine Anerkennung, der andere hat sich die Macht „erkauft“, oder den zusätzlichen Einsatz. Wäre eine klassische Win-Win-Situation, alle Beteiligten bekommen das, was sie wollen. Alle könnten zufrieden sein, doch ein fader Beigeschmack bleibt, vor allem dann, wenn man beginnt das Spiel zu durchschauen.
Wer das erkannt hat und da nicht mitspielt, der kann sich über Wertschätzung bedingungslos freuen, wenn sie kommt. Wenn nicht, hat er keine Angst, dass ein Mangel an Lob und Anerkennung ein Loch in seinen Erdbeer- Heldenanzug reißen könnte. Nichts kann seinen Heldenanzug perforieren.
Die Frage ist nun: Wie oft gehen Sie in Ihren Entscheidungen, in Ihrem Tun, weg von dem, was Sie im Innersten dazu fühlen?
Hmm, also am Ende womöglich doch verbogen?
Bedenke: Was sich verbiegt, kann auch brechen.
Ihre Stefanie Weigand
Re-Evolution-Code®
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