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Motivationssystem – Systemmotivation: – Motivation mit System –

By 12. Januar 2018Mai 15th, 2019Blog

Als ich noch im Vertrieb arbeitete, war das die Zeit meiner schlechtesten Umsatzzahlen. Während die einen sofort lossprinteten, lies mich das alles kalt. Noch schlimmer, ich bekam nichts auf die Kette. Mein Umsatz brach erbarmungslos zusammen – jedes Mal. Irgendetwas bäumte sich geradezu in mir auf. Sobald mein damaliger Chef nur mit der Ankündigung um die Ecke kam, war ich schon bedient.

Die Rede ist von Bonusprogrammen, Goodies und Incentives.

Vielleicht kannst Du es auch nicht mehr hören, so wie ich:
„Motivation, das leidige Thema, X-mal durchgekaut und doch ohne Ergebnis!“

Dann solltest Du trotzdem weiterlesen. Wenn Du zu denen gehörst, die voll in Aktion kommen und geradezu ungeahnte Superman-Kräfte freilegen, dann solltest Du auf jeden Fall weiterlesen. Also egal wie, bleib dran.  🙂

Was passiert da mit uns, wenn der Chef seine Bonusprogramme zur Mitarbeitermotivation ausruft? Das interessierte mich brennend, denn in der Natur gibt es sowas nicht, zumindest habe ich als Biologin noch nie davon gehört, dass ein Leitwolf ein Bonusprogramm für sein Rudel entwickelt hat. Also „natürlich“ ist das schon mal nicht.

Zurück zum Menschen: Was treibt uns an?

Wir Menschen tun am liebsten Dinge, bei denen wir ein für uns gutes Gefühl haben. Was so ein gutes Gefühl beschert ist sehr individuell, da können wir nicht alle über einen Kamm scheren. Der Anblick von hochhackigen Stiefelettchen löst bei Frauen oft – in Gedanken an wunde Füße – das Bedürfnis aus, ein Fußbad zu nehmen. Das wäre ihr gutes Gefühl. Männer haben da ganz andere Fantasien.

Auch wenn es manchmal nicht zu glauben ist jeder, auch der größte Couch-Potato, hat ein internes Motivationsprogramm. Manchmal schaltet es sich sogar schon in der bloßen Erwartung ein – siehe Stiefelettchen. Von der Natur ist das auch so gewollt: Neues muss erlernt werden, damit wir evolutionär am Ball bleiben. Denn nur dadurch, dass wir neugierig, mit Elan und Begeisterung, Dinge angehen können wir uns weiterentwickeln, wir Biologen sagen Evolution dazu. Um uns in Bewegung zu versetzen müssen Anreize gesetzt werden, das ist jedem klar, doch welche?

Jetzt werden wir mal detailfreudiger: Die Wissenschaft zeigt, ist Geld, Gold, Sex oder Orangensaft im Spiel belohnen wir uns selbst mit der Ausschüttung eines Neurotransmitters, dem Dopamin. Dopamin ist das „Visions-Hormon“. Es verschafft uns nicht nur Glücksgefühle, sondern fördert auch die Fokussierung auf ein Ziel, den Wunsch nach Wiederholung und ermöglicht Hindernisse zu überwinden. Damit ist es hervorragend geeignet, die Handlungsbereitschaft eines trägen Mitarbeiters zu erhöhen.

Die Wissenschaftler und damit auch die Chefetagen wissen: emotionale Bilder und bunte Motivationsfilme verbunden mit packenden Worten bleiben nicht ohne Wirkung und ergänzen die Motivationsprogramme hervorragend.
Denn umso emotionaler die Darbietung der Anreize in Wort und/oder Bild, umso mehr Dopamin wird ausgeschüttet, schwirrt im Körper umher und lässt uns fühlen wie ein hyperaktives Eichhörnchen mit zehn Tassen Kaffee, bereit sofort die ausgestreuten Nüsschen zu ergattern. Diese Kenntnis ist also ein wahrer Glücksfall, denn damit steuert man nicht nur den Umsatz, sondern auch diejenigen, die sich dadurch motivieren lassen.

„Nein! Ich doch nicht! Ich lasse mich nicht steuern“, empört sich jetzt der ein oder andere.
Wirklich nicht?

Aber wie soll man es denn sonst nennen, wenn sich jemand durch externe Motivatoren ein Bein ausreißt, ackert bis zum Umfallen und Dinge sagt oder tut, zu denen er im tiefsten Herzen nicht steht?

Gut dann sagen wir nicht steuern, dann sagen wir manipulieren. Klingt das besser? Nein! – Weil egal wie wir es drehen und wenden, der Sachverhalt nicht besser werden kann. Ich weiß aus eigenen Erfahrung: Es fällt manchmal schwer, den Tatsachen ins Auge zu schauen.

Die Tücke folgt: Diese externe Motivation bringt uns eine kurze oberflächliche Zufriedenheit, aber eben auch nicht mehr. Ergebnis: Die Anreize sind schnell verpufft und mit ihnen auch die Motivation.
                                                                                                   „Ja genau, das kenne ich!“ stimmst Du mir da womöglich zu.

Der Mitarbeiter verlangt nach mehr: mehr Goodies, größere Anreize mehr, mehr, mehr, sonst holt er es sich woanders.
Das System schaukelt sich nach oben, nach dem Prinzip der Schuldenfalle oder der Drogenabhängigkeit: Angefixt, wie ein Junkie, der immer mehr Stoff braucht. Bereit zu seiner Beschaffung über die Leichen seiner eigenen Prinzipien zu gehen.

Auch für das Unternehmen bleibt es nicht ohne Folgen: Das Unternehmen muss immer tiefer in die Taschen und die psychologische Trickkiste greifen, um Mitarbeiter bei Laune und auf Trab zu halten. Scheint sich zu rechnen, denn sonst würde man es nicht tun …. Oder?

Denn für Unternehmen und Mitarbeiter gilt: Wer einmal drin ist kommt nur mit Anstrengungen aus der Nummer wieder raus. Also Belohnung mit System. Und für was das Ganze? Um das erschaffene System aufrecht zu erhalten also Systembelohnung? Wer das Spiel durchschaut kann weiterhin mitspielen oder Lösungen suchen, um aus der Nummer raus zu kommen.

Um „raus zu kommen“ hilft nur eines: Anhalten! Alles anhalten und sich seiner Lage bewusst werden! Genau hinschauen. Was passiert da gerade mit mir?
Will ich das überhaupt und wenn ja warum?

Und dann? Die Bereitschaft klären das Ruder herum zu reißen und in Betracht ziehen möglicherweise kurzfristig auf Umsatzsteigerung, Anerkennung und mehr Gehalt zu verzichten…. Harte Nummer ich weiß, doch nur so können wir den ersten Schritt gehen und lassen wir uns nicht mehr fremd steuern.

Vielleicht mal eine Überlegung wert, zu sich selbst zu stehen, ob als Mitarbeiter oder Unternehmen ….

Deine Stefanie

Re-Evolution-Code

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